II. Laktoseintoleranz Test – Intoleranz diagnostizieren

1. Selbstdiagnose von Laktoseintoleranz

Es gibt folgende Möglichkeiten für eine Selbstdiagnose, bei denen keine ärztliche Hilfe benötigt wird. Hier sei aber gleich erwähnt, dass beide Tests keine genauen Methoden sind um herauszufinden ob eine Milchzuckerunverträglichkeit vorliegt oder nicht. Daher ist es ratsam, den durch diese Laktoseintoleranztests begründeten Verdacht mit einem genaueren Test – siehe nächsten Pkt. “Ärztliche Diagnose” – vom Arzt bestätigen zu lassen.

a. Diättest / Eliminationsdiät

Hier handelt es sich um eine zweiwöchige konsequente Diät ohne Laktose, dh es wird bei der Ernährung vollständig auf Milch und Milchprodukte sowie auf “versteckte” Laktose (Fertigprodukte, Backwaren, Wurst usw.) verzichtet. In dieser Zeit sollten die Mahlzeiten am besten selbst zubereitet werden, damit die verzehrten Gerichte auch tatsächlich völlig Laktosefrei sind. Mit dieser Diät man selber überprüfen, ob nach dem Essen noch Symptome oder Beschwerden auftreten. Verschwinden die Beschwerden, ist dies ein deutlicher Hinweis auf eine mögliche Laktoseintoleranz.

b. Expositionstest / Selbsttest

Nach der Laktosefreien Zeit (Diätzeit) wird ein Glas Wasser mit 50 bis 100 g gelöstem Milchzucker (gibt es in Drogerien, Reformhäusern und Apotheken) auf nüchternen Magen getrunken. Treten danach innerhalb von einigen Stunden typische Beschwerden wie Bauchschmerzen, Unwohlsein, Durchfall, Gasansammlungen im Bauchraum oder Blähungen auf, ist der Verdacht auf Laktosintoleranz begründet.

2. Ärztliche Diagnose von Laktoseintoleranz

Beim H2-Atem-Test sowie beim Blutzucker-Test wird ein oraler Milchzuckerbelastungstest mit 50 g Milchzucker (in Wasser aufgelöst) durchgeführt. Wird die Laktose im Dünndarm nicht ausreichend aufgenommen, kann dies mit folgenden Methoden nachgewiesen werden:

a. H2-Atem-Test

Beim H2-Atem-Test wird ein Anstieg des Wasserstoff-Gehaltes in der Atemluft nachgewiesen. Bei einem Laktasemangel im Dünndarm gelangt der nicht verwertete Milchzucker in den Dickdarm und wird dort unter bakterieller Aufarbeitung verstoffwechselt. Dabei entstehen neben Milchsäure, Essigsäure und Kohlenstoffdioxid auch gasförmiger Wasserstoff. Dieser gelangt über das Blut in die Lungen und wird abgeatmet. Als positiv gilt der Befund, wenn das Messergebnis vor und nach der Laktose-Einnahme einen Unterschied von 20 ppm Wasserstoff aufweist.

  • Aber ACHTUNG! Dieser Test führt bei jedem fünften Laktoseintoleranten zu einem negativen Ergebnis: Diese Patienten haben in der Darmflora bestimmte (harmlose) Bakterien, die Methan erzeugen, wodurch der Nachweis des Wasserstoffs nicht möglich ist.

b. Blutzucker-Test

Bei diesem Verfahren wird der Glukose-Gehalt im Blut gemessen – fehlt der Blutzuckeranstieg oder ist dieser zu gering, liegt der Verdacht einer Laktoseintoleranz nahe. Normalerweise wird Lactose in Galactose und Glucose (Traubenzucker) gespalten und müsste daher der Glucosewert (Blutzuckerwert) ansteigen. Bei einem Blutzuckeranstieg von weniger als 20mg/dl gilt die Diagnose der Laktoseintoleranz als gesichert.

c. Gentest

Seit kurzem kann bei Verdacht auf Laktoseintoleranz ein Gentest auf den LCT-Genotyp durchgeführt werden. Als Untersuchungsmaterial genügt ein Wangenschleimhautabstrich. In seltenen Fällen muss eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm entnommen und untersucht werden (Biopsie).

3. Formen der Laktoseintoleranz

Es wird zwischen der kongenitalen, primären und der sekundären Laktosintoleranz unterschieden. Im Gegensatz zur erblich/genetisch (kongenitale, primäre) bedingten Lactoseintoleranz kann die erworbene Form (sekundäre) geheilt werden. Es ist daher wichtig zu wissen, an welcher Form der Laktoseintoleranz Sie leiden.

1. Kongenitale Laktoseintoleranz

Hierbei handelt es sich um einen angeborenen, sehr seltenen und lebenslangen Enzymdefekt, der von Geburt an auftritt und durch einen kompletten Lactasemangel gekennzeichnet ist. Dieser Gendefekt ist vererbbar und kann besonders im Säuglingsalter lebensbedrohlich sein. Deshalb muss die laktosefreie Diät strikt, auch für kleinste Mengen, eingehalten werden.

2. Primäre Laktosintoleranz

Bei der erblich bedingten Form ist die Aktivität des Enzyms Lactase beim Kleinkind noch vorhanden, nimmt aber zwischen dem 2. (nach dem Abstillen) und dem 20. Lebensjahr allmählich ab – dh dass die Lactase-Aktivität mit zunehmenden Alter gegen Null zurück geht. Dieser Vorgang wird genetisch gesteuert und hat seinen Höhepunkt meist im jungen Erwachsenenalter. Die primäre Laktoseintoleranz ist die häufigste Form.

3. Sekundärer Laktasemangel

Die erworbene Lactoseintoleranz dagegen tritt in Folge von bereits bestehenden Erkrankungen auf – d.h. dass der Lactasemangel erst als Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung wie z.B. Zöliakie oder Morbus Crohn entsteht. Diese Form kann in jedem Alter auftreten und wenn die Grunderkrankung abgeheilt ist, kann sich die Laktoseintoleranz zurückbilden bzw. abklingen.

Laktoseintoleranz als Folgeerkrankung beispielsweise nach:

    • chronischen Darmerkrankungen
    • bakteriellen oder viralen Gastroenteritis
    • Magen-Darm-Operationen
    • nach Einnahme von Antibiotika
    • Zöliakie / Sprue
    • Morbus Crohn
    • Chemo- / Strahlentherapie
    • Mangelernährung
    • chronischem Alkoholmissbrauch

4. Häufigkeit und Verbreitung der Laktoseintoleranz

Die Mehrzahl der Weltbevölkerung kann den Milchzucker nach dem Säuglingsalter nicht mehr vollständig verwerten. Es gibt die verschiedensten regionalen Unterschiede – je weiter es in Richtung Süden geht, desto mehr werden es: Mehr als zwei Drittel der Südeuropäer haben eine Laktoseintoleranz. In Asien fehlt den meisten Menschen das Enzym zur Spaltung des Milchzuckers und vertragen nur etwa 10% Prozent der Bevölkerung Milch. Daher findet man in diesen Regionen auch keine Milch oder Käseprodukte auf dem Speiseplan. In Mitteleuropa leiden im Durchschnitt 10 – 20% der Bevölkerung an einer Laktoseintoleranz.

 

 

 


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