I. Was ist Histaminintoleranz?

1. Begriffserklärungen

  • Was ist Histamin? Histamin = biogenes Amin, das aus dem Abbau der Aminosäure Histidin entsteht
  • Was ist Diaminoxidase?  Diaminoxidase (DAO) = Enzym im Dünndarm welches das Histamin abbaut
  • Was ist Histaminintoleranz? Was ist Histaminose?  Bei Histaminintoleranz / Histaminose ist der Abbau von Histamin im Darm gestört – Ursache kann ein ein Mangel an Diaminoxidase (DAO) sein oder die Diaminoxidase liegt in einer inaktiven Form vor.

2. Allgemeines zur Histaminunverträglichkeit

Histamin ist ein Naturstoff, der im menschlichen oder tierischen Organismus als Gewebshormon und Neurotransmitter wirkt und auch im Pflanzenreich und in Bakterien weit verbreitet ist. Beim Menschen und anderen Säugetieren spielt Histamin eine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen und ist am Immunsystem, d. h. an der Abwehr körperfremder Stoffe beteiligt.

So dient es als einer der Botenstoffe in der Entzündungsreaktion, um eine Anschwellung des Gewebes zu bewirken. Auch im Magen-Darm-Trakt, bei der Regulation der Magensäureproduktion und der Motilität sowie im Zentralnervensystem bei der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus und der Appetitkontrolle wirkt Histamin als wichtiger Regulator.

Obwohl Histamin der wichtigste Überträgerstoff von Allergien ist, ist die Histamin-Intoleranz KEINE ALLERGIE, sondern eine Pseudoallergie und Abbaustörung. Der Überträgerstoff für Allergien (das Histamin) ist zwar beteiligt, wodurch ähnliche Symptome wie bei einer Lebensmittelallergie entstehen, doch das Hauptmerkmal einer allergischen Erkrankung, nämlich die Bildung von Antikörpern, fehlt. Bei der Histaminintoleranz ist das Immunsystem nicht beteiligt und werden die Beschwerden allein durch das nicht abbaubare Histamin hervorgerufen.

Da aber sowohl eine HIT als auch eine Lebensmittelallergie zu den gleichen körperlichen Beschwerden führen können, werden sie zunächst oft verwechselt. Oftmals kann eine Histaminintoleranz auch Folge oder Begleiter anderer Unverträglichkeiten oder Allergien sein.

3. Was genau geschieht bei einer Histaminintoleranz?


Definition

Histaminintoleranz (med. Histaminose, auch Histaminunverträglichkeit, kurz: HIT) ist die Unverträglichkeit von stark histaminhaltigen Nahrungsmitteln bzw. die Unfähigkeit des menschlichen Körpers, das aufgenommene Histamin in ausreichendem Maße abzubauen.”
Quelle NMI-Portal

Das bedeutet, dass Die Histaminunverträglichkeit durch eine vermehrte Zufuhr von Histamin oder durch einen Mangel des histaminabbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO) bedingt sein kann.


Unterschiedliche Schweregrade

Bei HIT gibt es verschiedene Schweregrade von ganz leicht betroffenen, die nicht viel davon merken, bis zu hoch empfindlichen, bei denen der allerkleinste Diätfehler sehr unangenehme Folgen hat. Grundsätzlich ist jeder Mensch Histamin-intolerant, verglichen mit dem, was Aasfresser wie Löwen oder Hyänen vertragen. Histamin ist ab einer individuellen Toleranzschwelle für jeden Menschen giftig. Ein “Gesunder” spürt das aber nur bei seltenen Extremkombinationen (z.B. viel Rotwein mit Hartkäse und Tomaten und davor vielleicht noch ein Medikament). Der Übergang zwischen “betroffen” und “nicht betroffen” ist fliessend.


HISTAMIN

Ursache für eine Histaminose ist ein Mangel an Diaminoxidase (DAO), dem histaminabbauenden Enzym im Dünndarm. DAO ist verantwortlich für die Verdauung des durch die Nahrung aufgenommenen Histamins. Kann das im Essen befindliche Histamin im Dünndarm nicht abgebaut werden, gelangen so zu große Mengen in den Blutkreislauf und verursachen Beschwerden an verschiedenen Organsystemen. Auch direkt im Verdauungskanal führt zuviel Histamin zu Beschwerden.

Beispiele für Nahrungsmittel mit einem hohen Histamingehalt – NICHT VERTRÄGLICH:

  • Fisch – wenn nicht absolut fangfrisch oder tiefgekühlt
  • alle Meeresfrüchte und Fischkonserven
  • Fleisch – wenn nicht mehr frisch, geräuchertes Fleisch, Schinken, Salami, …
  • Käse – mit zunehmenden Reifegrad
  • Sauerkraut – Milchsäuregärung
  • Tomaten, Spinat, Aubergine, Avocado
  • Alkoholische Getränke, vergorene Fruchtsäfte
  • Weinessig, Tafelessig, in Essig eingelegtes Gemüse
  • Apfelessig (wird manchmal auch ganz gut vertragen)
  • Eingelegte, konservierte Lebensmittel
  • Hefe, Bäckerhefe, Bierhefe – diese wandeln auch Histidin in Histamin um und erhöhen somit nochmals den Histaminspiegel
  • Bohnen und Hülsenfrüchte (besonders Kichererbsen und Sojabohnen, auch Erdnüsse)
  • Sojaprodukte (Sojamilch, Sojasahne, Tofu, Sojasaucen, …), Worchestersauce
  • Produkte aus Weizen (werden manchmal gut vertragen!)
  • Einige Obstsorten (Bananen, Birnen, Melanzani, Orangen, Kiwi, …)
  • Fertiggerichte
  • Schwarzer Tee
  • Schokolade, Kakao
  • Knabbergebäck


ANDERE BIOGENE AMINE

Doch nicht nur Histamin kann diese Symptomatik auslösen, sondern auch andere biogene Amine, die sich in Lebensmitteln befinden. Diese werden ebenfalls durch das Enzym DAO abgebaut und bei einem DAO-Mangel ist nicht genügend für die Verwertung von Histamin und den biogenen Aminen vorhanden. Zudem führt der Verzehr einiger biogener Amine zu ähnlichen unerwünschten Wirkungen wie das Histamin selbst.

Beispiele für Nahrungsmittel mit hohem Gehalt an biogenen Aminen – NICHT VERTRÄGLICH:

  • Ananas
  • Banane
  • Birnen
  • Erdnüsse
  • Grapefruit
  • Himbeeren
  • Hülsenfrüchte (Linsen,Bohnen,Sojaprodukte)
  • Kiwi
  • Orangen
  • Papaya
  • Weizenkeime


HISTAMINLIBERATOREN

Und noch ein weiterer Wirkungszusammenhang ist bei Histaminintoleranz möglich. Das in bestimmten Mastzellen gespeicherte Histamin kann nicht nur allergisch freigesetzt werden, sondern auch durch sogenannte Histaminliberatoren. Beispiele für Lebensmittel welche diese Histaminliberatoren beinhalten sind zB Tomaten und Erdbeeren. Ein anderer, sehr wichtiger Histaminliberator ist der Alkohol. Die Mastzellen befinden sich unter anderem im Hautgewebe, in Schleimhäuten und in der sogenannten glatten Muskulatur in Lunge und Darm. Nimmt man Histaminliberatoren zu sich, kommt es zur Ausschüttung von Histamin und damit zu den typischen pseudoallergischen Reaktionen wie Hautausschlag, rinnende Nase, asthmatischer Husten und Darmbeschwerden.

Beispiele für Nahrungsmittel, welche als Histaminliberatoren wirken – NICHT VERTRÄGLICH:

  • Alkohol (Ethanol) sowie sein Abbauprodukt Acetaldehyd
  • Erdbeeren
  • Nüsse – vor allem Walnüsse und Cashewnüsse
  • Meeresfrüchte: Schalen-und Krustentiere (Muscheln,Krebse)
  • Schokolade und Kakao
  • Tomaten, Tomatenpüree, Ketchup, Tomatensaft
  • Zitrusfrüchte
  • Bestimmte Medikamentenwirkstoffe (siehe Begriffe und Kennzeichnung für Histamin im Handel)


DIAMINOXIDASEHEMMER

Das DAO-Enzym ist ein empfindliches Molekül, das durch chemische Einflüsse in seiner Aktivität gehemmt werden kann. Die hier aufgezählten Lebensmittel und Zusatzstoffe sind bzw. enthalten DAO-Hemmer, die den Abbau von Histamin durch die DAO blockieren können:

Beispiele für Diaminoxidase hemmende Nahrungsmittel – NICHT VERTRÄGLICH:

  • Alkohol (Ethanol) sowie sein Abbauprodukt Acetaldehyd
  • Bestimmte biogene Amine
  • Bestimmte Medikamentenwirkstoffe (siehe Begriffe und Kennzeichnung für Histamin im Handel)
  • Kakao
  • schwarzer Tee, grüner Tee, Mate Tee
  • Energy Drinks (Bestandteil Theobromin blockiert die DAO)


ERHÖHUNG DER DARMDURCHLÄSSIGKEIT

Bestimmte Stoffe beeinflussen die Darmpermeabilität und sollten daher gemieden werden. Sie machen den Darm undicht, so dass Makromoleküle und andere Stoffe aus dem Verdauungstrakt in den Körper gelangen können, die normalerweise diese Barriere nicht überwinden können. Sie können Vergiftungen oder Abwehrreaktionen (Allergien) auslösen.

Stoffe welche eine Darmdurchlässigkeit erhöhen:

  • scharfe Gewürze (Pfeffer, Chili, Curry, etc.) begünstigen die Histamin-Aufnahme im Magen-Darmsystem
  • Alkohol kann die Aufnahme von Allergenen aus dem Magen- Darm-Trakt fördern

 

 


Weitere hilfreiche Informationen zu Histaminintoleranz – Histaminose:
Symptome, Beschwerden und Anzeichen bei einer Histaminintoleranz

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Quellen u.a.
NMI-Portal, Symptome der Histaminunverträglichkeit – Histaminintoleranz
http://www.nahrungsmittel-intoleranz.com
Schweizerische Interessengemeinschaft Histamin-Intoleranz (SIGHI)
Thilo Schleip, “Fructose-Intoleranz” – Trias Verlag
AUVA- Allgemeine Unfallversicherungsanstalt
http://www.histaminbase.at